Holozäne Besiedlungs- und Vegetationsgeschichte der Chaîne de Gobnangou, Südost Burkina Faso

In Südost Burkina Faso erhebt sich das Sandsteinmassiv der Chaîne de Gobnangou etwa 100 Meter über die umgebenden Ebenen mit ihren sudanischen Savannen und Kulturlandschaften. 1989 und 1990 suchten hier Archäologen, Archäobotaniker und Archäozoologen im Rahmen des SFB 268 nach Hinweisen auf den Beginn der nahrungsproduzierenden Wirtschaftsweise. Zwei Fundplätze unterhalb von Felsdächern (Maadaga, Péntènga) und ein Freilandfundplatz (Kidikanbou) wurden ausgegraben.

Der Fundplatz Péntènga war am ergiebigsten. Die 1,9 m mächtigen Sedimentfolge enthielt Keramik, Mikrolithen, Pflanzen- und Faunenreste aus den 7. Jahrtausend vor Chr. bis zum 11.-13. Jahrhundert nach Chr. Die Ablagerungen waren allerdings durchmischt. Die Holzkohleuntersuchungen belegen dennoch, dass im mittleren Holozän Trockenwälder und sudanische Savannen in der Umgebung wuchsen. Ab etwa 800 vor Chr. kamen sahelische trockenresistentere Arten dazu. Ihre Einwanderung geht vermutlich auf klimatische Veränderungen zurück, menschlicher Einfluss kann aber nicht gänzlich ausgeschlossen werden. Haustiere sind nicht nachweisbar, bis auf nicht sicher bestimmbare Belege des Hundes.

Maadaga, ebenfalls unterhalb eines Felsdaches, zeichnet sich durch Steinartefakte des Middle Stone Age aus, die im Schichtzusammenhang liegen - nur wenige Fundplätze dieser Art sind aus Westafrika bekannt. Am Freilandfundplatz Kidikanbou wurde im Later Stone Age vermutlich Jagdausrüstung hergestellt und ausgebessert; darauf weisen die Funde von Mikrolithen in allen Stadien der Bearbeitung, sowie vermutlich bei der Jagd beschädigte Pfeilspitzen hin.

Zur Frage nach dem Beginn der nahrungsproduzierenden Wirtschaftsweise konnten die Fundplätze aber nicht beitragen. Felsdächer sind kein regulärer Aufenthaltsort für Hirten und Bauern. Weitere Fundplätze mit datierbaren Stratigraphien sind bisher aus der Region nicht bekannt. Die archäologischen Daten belegen Jagd-  und Sammelaktivitäten im Südosten Burkina Fasos während des mittleren und späten Holozäns, als sich in anderen Gebieten Westafrikas bereits nahrungsproduzierende sesshafte Gemeinschaften etablierten.

hoch

Publikationen

Breunig, P. &  H.-P. Wotzka (1993): Archäologische Forschungen im Südosten Burkina Fasos 1989/1990: Vorbericht über die erste Grabungskampagne des Frankfurter Sonderforschungsbereiches 268 „Westafrikanische Savanne“. Beiträge zur Allgemeinen und Vergleichenden Archäologie 11, 145-187.

Frank, Th., P. Breunig, P. Müller-Haude, W. Van Neer, K. Neumann, R. Vogelsang & H.-P. Wotzka (2001): The Chaîne de Gobnangou in SE Burkina Faso: archaeological, archaeobotanical, archaeozoological and geomorphological studies. Berichte zur Allgemeinen und Vergleichenden Archäologie 21, 127-190. pdf

Neumann, K. & A. Ballouche (1992): Die Chaîne de Gobnangou in SE Burkina Faso - Ein Beitrag zur Vegetationsgeschichte der Sudanzone W-Afrikas.– Geobotanische Kolloquien 8, 53-68.

hoch